Japan jenseits der Klischees – eine Reise mit Kind und offenen Augen

Japan mit Kind Reisebericht

Was bleibt, wenn der Wow-Effekt verpufft?

Ein ehrlicher Reisebericht über Japan mit Kind.

Japan ist laut. Geordnet. Überwältigend. Ein Land, das so viele Menschen in seinen Bann zieht – aber uns persönlich irgendwie leer zurückgelassen hat.

Wir haben versucht, uns darauf einzulassen: Haben uns treiben lassen durch die blinkenden Straßen Tokios, durch die engen Gassen Kyotos, durch die hippen Viertel Osakas und die schöne Natur im ländlichen Japan. Aber irgendwo dazwischen haben wir bereits vor Ort gespürt: Hier kommen wir nicht an.

Ein ehrlicher Reisebericht als Familie mit Kind über das Land der aufgehenden Sonne.

Tauch mit uns ein in das Land aus Gachapon, Leuchtreklamen und Schreinen.

Inhalt

First things first: Visum, SIM-Karten & Anreise

Nochmal alles zurück auf Anfang: Japan mit Kind(ern) zu bereisen, ist ein echtes Abenteuer – und zwar eines, das oft einfacher ist, als man denkt. Das Land ist extrem sicherblitzsauber und beeindruckend gut organisiert. Die Züge fahren pünktlich, öffentliche Toiletten sind ein Traum und alles ist irgendwie niedlich mit den süßen Maskottchen und Videospiel-Helden an jeder Ecke. Wer Japan als Familie entdeckt, erlebt ein Land voller spannender Kontraste, das Tradition und Hightech auf faszinierende Weise verbindet.

Aber: So reibungslos das Reisen innerhalb Japans auch ist – die allerersten Schritte mögen trotzdem etwas herausfordernder sein als in anderen Ländern. Denn…

Schon bei der Ankunft in Japan ist klar: Hier herrscht Videospiel-Fieber!

Welcome to Tokyo! So kommst Du vom Airport ins Zentrum

Die meisten werden über den Airport Narita nach Japan einreisen. Der Flughafen Narita liegt etwa 60 Kilometer außerhalb von Tokio – also nochmal gefühlt eine kleine Weltreise nach dem Flug. Aber keine Sorge: Man kommt mit dem Zug in die Stadt und muss keinen überteuerten Privattransfer für mehrere hundert Euro zahlen.

  • Der Narita Express (N’EX) ist die Premium-Variante, die einen in rund einer Stunde ins Tokioter Zentrum bringt, z. B. nach Tokyo Station oder Shibuya.
  • Günstiger, weil etwas langsamer, sind die Züge der Keisei-Linie (z. B. der Skyliner) – diesen haben wir genommen und für drei Personen 7.000 Yen bezahlt (ca. 45 Euro). War absolut stressfrei, pünktlich, sauber und recht einfach zu verstehen.

Wer am Airport Osaka Kansai landet, für den gilt: Es gibt diverse Zuglinien, die Dich stressfrei für ca. 1.500 Yen pro Person (10 Euro) innerhalb von 40 Minuten vom Flughafen nach Namba bringen, dem zentralen Verkehrsknotenpunkt Osakas. Bis Umeda, dem Hauptbahnhof Osakas, dauert die Fahrt rund 1 Stunde.

Vom Airport in die City? Das geht in Japan am besten mit dem Zug.

SIM-Karten: So bleibst Du mobil in Japan

Gleich nach der Landung am Flughafen gibt es mehrere Shops und Automaten, an denen man Prepaid-SIM-Karten oder eSIMs kaufen kann – meist mit Datenpaketen für 7, 14 oder 30 Tage. Aber Achtung: Mobiles Internet ist in Japan vergleichsweise teuer. Kostenloses WLAN gibt’s in Japan nur vereinzelt – lieber nicht darauf verlassen.

Am Airport sind die SIM-Karten (wie in jedem Land) für Japan nochmal deutlich teurer als sie ohnehin schon sind. Wir haben deshalb am Airport Narita erstmal eine SIM-Karte für nur 7 Tage gekauft und uns einige Tage später bei einem Shop in Tokio dann eine für 30 Tage.

  • Kosten: SIM-Karte in Japan SIM-Karte für 7 Tage am Airport Narita: 2.500 Yen = 15 Euro
    SIM-Karte für 30 Tage in einem Shop in Tokio: 5.000 Yen = 30 Euro

Schon hier merkt man: Japan ist definitiv kein günstiges Land! Aber dazu später weiter unten mehr.

Visum und Einreise für deutsche Staatsangehörige

Für deutsche Staatsbürger ist die Einreise nach Japan unkompliziert: Es ist kein Visum nötig für Aufenthalte bis zu 90 Tagen. Bei der Einreise reicht ein gültiger Reisepass und ein Rück- oder Weiterflugticket.

  • Hinweis In Japan ist es offiziell Pflicht, seinen Reisepass immer bei sich zu tragen. Im Original – eine Kopie reicht nicht aus.

Unsere Japan-Reise-Route: Tokio, Kyoto & Osaka

Wir waren fünf Wochen in Japan unterwegs – mit Kind, wie immer mit offenen Herzen und dem Wunsch, so richtig ins Land einzutauchen! Als wohnsitzlose Dauerreisende aka Perpetual Traveler sind wir immer überall wirklich Zuhause und nicht bloß temporär zu Gast, bevor wir wieder in unser gewohntes Umfeld zurückkehren.

Wer uns kennt, weiß: Wir reisen langsam. Entsprechend haben wir uns auch auf unserer fünfwöchigen Japan-Reise auf drei Orte beschränkt:

✨ Tokio – ein Rausch aus Lichtern und Regeln

Wir waren total gespannt auf Tokio! Die größte Stadt der Welt, wow!

Gleichzeitig hat uns die Stadt aber, wie wahrscheinlich viele Besucher, etwas überfordert: Tokio ist ein Rausch aus Lichtern, Automaten, Geräuschen. Alles blinkt, alles piept. Die Reizdichte ist enorm. Gerade mit Kind.

Was uns aber überrascht hat: Abseits der bunt-blinkenden Areale fühlte sich Tokio für uns wie eine deutsche Kleinstadt an einem Sonntagnachmittag an. Niemand ist auf den Straßen, alles ist verschlafen – aaaaber selbstverständlich sind die Vorgärten feinsäuberlich gemacht! 😉 

Man kann in Tokio also beides haben: Trubel, aber auch Ruhe.

Übrigens: Im Vergleich zu Südostasien sind in Tokio erholsam wenige Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs – das ist eine Wohltat, gerade mit Kids. 

Ob Du’s glaubst oder nicht: An vielen Stellen kann man problemlos auf der Straße spazieren gehen, weil einfach keine Autos fahren. Und das in der größten Stadt der Welt, wahrlich verrückt, oder?

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Unsere persönlichen Tipps für eine Tokio-Reise mit Kind:

  • Gerade bei Reisebeginn und im aufregenden Japan gilt: Weniger ist mehr. Anstatt zig Programmpunkte in Tokio abzuhaken, würden wir empfehlen, sich einfach durch die Straßen treiben zu lassen oder mit dem Zug verschiedene Ballungszentren anfahren und dort einfach erstmal herumzulaufen und zu staunen – es gibt zu 100% spannende Dinge zu sehen!
  • Für Pokémon-Fans ist der Besuch in einem der Pokémon Center ein Highlight.
  • Anime und Videospiel-Fans sollten der Akihabara Electric Town einen Besuch abstatten und in den zahlreichen Spielhallen bei den Greifautomaten ihr Glück versuchen.
  • Der Ueno Zoo ist für japanische Verhältnisse sehr günstig und man bekommt auch noch recht spontan Tickets (ungewöhnlich!). Der angrenzende Ueno Park ist ebenfalls mit Kids sehr entspannt. Hier befinden sich auch mehrere Museen – diese sind allerdings nicht unbedingt für Kinder geeignet.
  • Spar-Tipp Anstatt viel Eintritt für eine Aussichtsplattform wie den Tokyo Tower oder den Skytree zu bezahlen, besuche das Tokyo Metropolitan Government Building. Dort gibt es ein kostenloses Observation Deck auf 202 Metern Höhe. Das Gebäude befindet sich fußläufig vom Bahnhof Shinjuku. Wir mussten zum Sonnenuntergang rund 20 Minuten in der Schlange warten, bis wir hoch konnten – plane also entsprechend etwas Puffer ein.
    Wenn ihr ohnehin in der Ecke seid, stattet der überlebensgroßem "3D Cat" an der Shinjuku Kreuzung unbedingt einen Besuch ab – das bringt nicht nur Kids zum Staunen!

Tipp für einen kostenlosen Viewpoint: Das Tokyo Metropolitan Government Building.

Meguro: Ein beschaulicher Stadtteil von Tokio.
Meguro: Ein beschaulicher Stadtteil von Tokio.

Sicher fragst Du Dich, wo Du in Tokio am besten wohnen kannst: Unserer Erfahrung nach eigentlich überall, solange fußläufig eine Metro-Station erreichbar ist.

Es ist gerade in Tokio gar nicht klug, direkt in den Ballungszentren wie Shibuya zu wohnen, da es dort auch sehr voll und laut ist.

Wir haben da lieber etwas außerhalb im Stadtteil Meguro gewohnt und konnten so selbst entscheiden, wann wir bereit sind für bunte Lichter, Menschenmassen und piepsende Automaten.

🏯 Kyoto – wunderschön, aber wahnsinnig überfüllt

Kyoto ist mit seinen unzähligen Tempeln, malerischen Gassen und Geishas DAS Japan-Postkarten-Motiv schlechthin. Aber: Die Menschenmassen hier sind leider absolut erdrückend! Gerade in der Altstadt schiebt man sich nur so mit tausenden anderen Menschen durch die schmalen Gassen, wodurch wir den Besuch nur bedingt genießen konnten.

Unser Tipp: Kyoto ist teuer. Abgesehen von der Altstadt ist Kyoto aber im Grunde wie jede andere japanische Stadt auch. Deshalb lohnt es sich, nicht im teuren Kyoto zu wohnen, sondern lieber in Osaka, um von dort aus mit dem Zug nach Kyoto zu fahren. Das geht schnell (rund 1 Std.) und ist günstig (ca. 6 Euro p.P.).

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In Kyoto kann man mit etwas Glück noch echte Geishas sehen!

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Willst Du Kyoto (mit Kids) zu Fuß erkunden?

Dann empfehlen wir folgende Route für einen Tagestrip:

  • Starte am Shirakawa Canal und arbeite Dich langsam nach Gion mit seinem malerischen Yasaka-Schrein vor. Geht gemeinsam auf die Suche nach echten Geishas – denn hier in Gion ist die Chance am größten, einer zu begegnen!
  • Geht weiter durch die Ishibe kōji road und unternehmt einen Abstecher in den Bambuswald von Kodaiji (Teil des Kodaiji Tempels, Eintritt kostenpflichtig).
  • Zeit für eine kurze Kaffeepause? Im % ARABICA Kyoto Higashiyama gibt es extrem guten Kaffee! Leider (wie üblich in Japan) ist auch dieses Café eher nichts zum lange Verweilen und bequem sitzen, sondern wirklich eher für einen kurzen Boxenstopp geeignet.
  • Arbeitet euch weiter vor durch die Altstadt-Viertel Ninenzaka und Sannenzaka. Das ist das Kyoto, das ihr von Fotos kennt. In den Gassen hier ist es mitunter extrem voll.
  • Wer danach noch etwas Kraft in den Beinen hat, sollte hoch laufen zum Tempel Kiyomizu-dera, um die Aussicht auf Kyoto zu genießen.

Während dieses Rundgangs habt ihr die Highlights Kyotos gesehen – aber natürlich hat die Stadt noch viel mehr zu bieten.

Hinweis: Es gibt auf dieser Route Treppen, Steigungen und schmale Gassen; für Kinderwagen eher nicht geeignet.

🌆 Osaka – die coole kleine Schwester von Tokio

In Osaka haben wir den Großteil unserer Japan-Zeit verbracht. Für uns war Osaka im Vergleich zu Tokio etwas weniger groß und weniger poliert. Irgendwie echter. Und vor allem bezahlbarer als Tokio, gerade was das Wohnen angeht!

In Osaka gibt es, genau wie in Tokio auch, ein unfassbar gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, Ramen-Shops an jeder Ecke und Gashapon-Automaten soweit das Auge reicht!

Achtung: Auch wenn Osaka am Meer liegt, ist es kein geeigneter Ort für einen Strandurlaub.

Unsere Tipps für Osaka mit Kids:
  • Eine der Hauptattraktionen für Familien in Osaka ist das Kaiyūkan– eines der größten Aquarien der Welt und Zuhause von Wal Haien. Es lohnt sich, direkt früh am Morgen her zu kommen, um die Wartezeit zu minimieren. Das Aquarium selbst ist sehr beeindruckend. Aber auch das ganze Gebiet drum herum ist sehenswert: Es gibt ein Riesenrad, das Tempozan Ferris Wheel (absolut sein Geld wert!), einen Lego-Store und ein Shoppingcenter. Perfekt für einen Regentag! Café-Tipp in der Ecke: 9 Borden Coffee.
  • Die Burg Osaka darf natürlich auch bei keinem Osaka-Besuch fehlen – ebenso wie ein Spaziergang durch das bunte Dotonbori mit dem berühmten Foto-Motiv, dem Glico Sign.
  • Wer Video-Spiele mag, sollte dem Nintendo-Store in Umeda (direkt neben dem Pokémon Center) einen Besuch abstatten: Die Spiele hier sind deutlich günstiger als in anderen Ländern. Wir haben z. B. für Mario Kart 8 für die Nintendo Switch rund 35 Euro bezahlt anstelle von 60 Euro regulär.
  • Es lohnt sich total, zum Sonnenuntergang rauf aufs Umeda Sky Building zu fahren und Osaka von oben zu genießen. Durch die Lage am Meer umgeben von Bergen fanden wir Osaka von oben sogar noch schöner als Tokio von oben. Die Tickets sind bei Klook deutlich günstiger als vor Ort.
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Spaziergang durch das bunte Osaka
Ausblick vom Riesenrad auf das Aquarium
  • Warnung: Attraktionen mit Tieren in Japan In Osaka gibt es den "Tennoji Zoo", über den ihr vielleicht bei der Recherche nach kinderfreundlichen Aktivitäten in Osaka stolpert. Wenn ihr nicht gerade sehen wollt, wie Tiere in Betonkäfigen vereinsamt vor sich hinvegetieren und Pinguine ohne Wasser in der prallen Hitze leiden, lasst diesen Ort bitte aus.

    Generell ist in Japan alles, was mit Tieren zu tun hat, mit absoluter Vorsicht zu genießen, sei es Igel-Cafés, Schweinchen-Cafés und was es nicht alles gibt. Wir sind aus Südostasien Kummer gewohnt, was das Thema Tierausbeutung angeht, aber Japan war bisher das schlimmste, das wir auf der Welt gesehen haben. Informiert Euch also gut im Vorfeld.
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Japanreise mit Kindern Reisebericht Blog Reiseblog Erfahrung threelittlelions Kirby
Lennis Osaka-Highlights aus Kindersicht:

Gerne hätten wir auch dem Kirby Café oder dem Pokémon Café einen Besuch abgestattet – aber hier muss man Monate im Voraus reservieren und dafür waren wir zu spät. 

Zum Petit Kirby Café in Tennoji kann man ohne Anmeldung und das hat sein Herz auch höher schlagen lassen.

Wer bereit ist, ein paar Euro in die Hand zu nehmen, dem sei noch ein Besuch in den Universal Studios in Osaka ans Herz gelegt. 

Wer stattdessen eher Ruhe sucht, dem empfehlen wir einen Tagesausflug von Osaka aus zu den Minoh Falls. Eine rund einstündige Wanderung (kinderfreundlich, kinderwagentauglich) durch die Wälder Japans, die an einem Wasserfall endet.

Die schönen Minoh Falls im Umland von Osaka sind einen Besuch wert.

Ist Japan wirklich so teuer?

Die Frage aller Frage: Ist Japan wirklich so teuer, wie alle sagen? Wir müssen sagen: Ja, schon.

💸 Teuer sind: Unterkünfte im Allgemeinen, vor allem in Hotspots wie Kyoto und Tokio. Importiertes Obst und „perfektes“ Gemüse (25€ für eine Wassermelone!). Eintrittsgelder für Aktivitäten.

🍜 Preiswert sind: Fertig-Essen im Supermarkt. Öffentliche Verkehrsmittel.

Wir haben immer gleichbleibende Ausgaben, weil wir unseren Lebensstil an ein festes Budget anpassen. Wir geben also in jedem Land, das wir bereisen, gleich viel aus – nur können wir davon eben unterschiedlich gut leben. Während in Asien beim Wohnen womöglich eine private Villa mit Pool und zwei Schlafzimmern in unserem Budget drin ist, reicht es in Tokio nur für ein Apartment in Schuh-Karton-Größe, bei dem einer auf dem Sofa pennen muss 😀 Japan war das erste Land auf der Reise, bei dem wir mit unserem Budget nicht ausgekommen sind. Wir haben rund 40 Prozent mehr ausgegeben als üblich, dafür aber trotzdem weniger unternommen als vergleichsweise in Thailand oder Bali und waren deutlich weniger auswärts essen und hatten Abstriche beim Wohnkomfort. Wir können also sagen: Ja, Japan ist teuer.

670 Yen = 4 Euro für Ramen & Gyoza
4.320 Yen = 26 Euro für eine Melone
  • Spar-Tipp Die Supermärkte und Konbinis (wie 7-Eleven, Lawson oder FamilyMart) bieten kilometerlange Regale voller preiswerter Fertiggerichte wie Bento-Boxen und Sushi. Abends ab ca. 19 Uhr sind diese oft nochmals um 50% reduziert.

Öffis, GoogleMaps & Suica – Japans Effizienzbonus

Wenn Japan eines kann, dann öffentlichen Nahverkehr! Die Öffis in Japan sind wahrlich Weltklasse! Pünktlich wie ein Uhrwerk, super sauber, extrem gut ausgebaut und klar strukturiert. Taxis sind verhältnismäßig unbezahlbar und in Japan eher keine Option.

Falls Du Bedenken hast, dass Du Dich angesichts der japanischen Schriftzeichen nicht gut zurecht findest, können wir Dir die Sorgen nehmen: Mit GoogleMaps findet man sich überall problemlos zurecht. Die App sagt Dir nicht nur, welche Bahn Du nehmen musst, sondern gibt auch detailliert an, welchen Ausgang man am besten nimmt und wie man diesen findet. Das ist in den riesigen Bahnstationen in Japan nämlich nicht immer ganz leicht – die sind teils so groß, dass man locker eine halbe Stunde von einem Ende zum anderem läuft. Extrem blöd, dann festzustellen, dass man am falschen Ausgang ist und alles wieder zurück muss 😀 In vielen Fällen findet man die Ausgänge auch schlichtweg gar nicht – es gibt Gerüchte, dass Menschen seit Jahren in den U-Bahn-Stationen Japans umherirren, weil sie den Ausgang nicht finden 😉

  • Japan-Reise-Tipp Nutze GoogleMaps, um Dich von A nach B zu navigieren.

Lade Dir für Deine Japanreise unbedingt eine sogenannte Suica Card aufs Handy. Warum? Damit bezahlt man kontaktlos in Bus, Bahn, Supermarkt & Co. Einfach beim Reingehen in der Bahn an der Schranke scannen, zum gewünschten Ort fahren und am Ziel wieder „auschecken“ an der Schranke. Der fällige Betrag wird dann automatisch berechnet und abgezogen von der Suica Card, die wie eine Prepaid-Karte funktioniert und mit Guthaben aufgeladen werden muss. Das spart einem eine Menge Zeit und Muße, denn andernfalls muss man sich immer anhand von Info-Tafeln vorher ausrechnen, wie viele Stationen man fahren wird, welche Preiskategorien diese Strecke hat und für den Betrag dann ein Ticket kaufen. Man gibt also nicht, wie in vielen anderen Orten einfach den aktuellen Standort und das Ziel ein, sondern muss selbst rechnen und kauft dann ein Ticket für den nötigen Betrag. Mit der Suica Card erspart man sich das. Die Karte wird wie eine Kreditkarte auf die Apple Wallet geladen. Wie das genau geht und was Du sonst zur Suica Card wissen musst, dazu findest Du in diesem Japan-Blog eine gute Anleitung: https://wanderweib.de/suica-karte-japan/

Wichtig: Pro Smartphone kann nur eine digitale Suica-Karte angelegt werden. Wer mit einem oder mehreren Kids unterwegs ist, muss sich also in der Regel zusätzlich physische Karten organisieren, sofern die Kids noch kein eigenes Smartphone haben. Problem: Die physischen Suica-Karten, die aussehen wie eine EC-Karte der Bank, sind derzeit oft vergriffen. Erwachsene bekommen deshalb oft keine, Kinder hingegen schon. Wir haben eine „Welcome Suica“ für Kinder im JR EAST Travel Service Center am Bahnhof von Shibuya bekommen. Solche JR EAST Travel Service Center gibt es an allen größeren Bahnhöfen, auch am Narita Airport. Die Karte ist 28 Tage gültig und erfordert keine Kaution. Wir mussten beim Kauf Lennis Reisepass vorzeigen und sein Geburtsdatum angeben. Die Ausstellung hat nur wenige Minuten gedauert.

Kinderwagen oder Buggy in Japan: sinnvoll?

Lenni ist aus dem Alter raus, aber unser Eindruck zum Thema „Kinderwagen bzw. Buggy in Japan“ ist: Ja, ein Buggy kann in Japan praktisch sein – aber nur, wenn er leicht, schmal und gut zusammenklappbar ist.

Die Straßen und Bürgersteige in Japan sind meist sehr gut in Schuss, aber oft auch ziemlich schmal und überfüllt. Besonders in Bahnhöfen, Altstadtvierteln (wie Kyotos Gion) oder auf Märkten wird es schnell eng. Auch viele U-Bahnstationen haben nicht überall Aufzüge.

Ein leichter Reisebuggy, den man leicht zusammenklappen kann: Ja, kann sinnvoll sein.

Ein großer Kinderwagen: Nein. Zumal es in den Mini-Hotelzimmern und Wohnungen auch keinen Platz gäbe, um ihn abzustellen.

  • Baby-Rooms & Stillen in Japan Viele Bahnhöfe bieten "Baby Rooms" mit Wickelstationen und Stillmöglichkeiten – richtig sauber und liebevoll eingerichtet. Stillen in der Öffentlichkeit ist unüblich und wird mit ziemlicher Sicherheit Blicke auf sich ziehen.

Essen in Japan – Zwischen Genuss & Ernüchterung

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Ramen geht immer! Wobei wir die besten Ramen ehrlicherweise außerhalb Japans gegessen haben.

Natürlich ist die japanische Küche weltberühmt – und ja, sie kann großartig sein. Aber nach fünf Wochen haben wir festgestellt: Vieles ist industriell verarbeitet. Frisches Obst und Gemüse sind teuer und rar. Fertig-Essen sind hier ein fester Bestandteil des Lebens.

Wir müssen ehrlich sagen: Das Essen hat uns nicht durchgängig begeistert.

Ja, es gibt fantastisches Sushi, Ramen, japanisches Curry. Aber vieles kommt eben auch aus der Plastikverpackung und ist industriell verarbeitet. Die meterlangen Regale im Supermarkt voller Vitaminpillen & Co. kommen wahrscheinlich nicht von ungefähr…

  • Hinweis zum Kochen Die Küchen in japanischen Apartments beschränken sich meist darauf, etwas in der Mikrowelle erhitzen zu können und sind eher nicht geeignet, um wirklich zu kochen.

Was uns richtig gut gefallen hat an Japan: Anstelle der üblichen „Nuggets mit Pommes“ auf der Kinderkarte gibt es in Japan fast überall liebevoll gestaltete und gesunde Kinderteller. Meistens bestehen die Gerichte aus dem gleichen Essen, das auch „für die Großen“ auf der Speisekarte steht – nur niedlich angerichtet als Hasen etc., ohne Schärfe und oft mit kleinen Überraschungen on top für Kids. Sehr oft gibt es in japanischen Restaurants buntes Kinder-Geschirr, kindgerechtes Besteck und Hochstühle. Toll!

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Essen in Japan: Zwischen Ramen-Automaten, Sushi und Fertig-Gerichten

Planung, Planung, Planung – nichts für Freigeister

Kommen wir – neben den hohen Preisen – zu einem der Gründe, warum Japan für uns nicht nur toll war: Im Land der aufgehenden Sonne wird alles Wochen, teils sogar Monate, im Voraus geplant, gebucht & reserviert. Vom Restauranttisch bis zum Museumsbesuch. Spontan ins Café? Fehlanzeige. Ein nettes kleines Ryokan unterwegs buchen? Meist aussichtslos. Hier läuft alles über Reservierungen, QR-Codes und vorherige Slotbuchungen.

Für uns „Freigeister“ passt das einfach nicht zu unserem Lebensmodell und führte dazu, dass wir viele Dinge ausgelassen haben, was aber auch total in Ordnung war/ist für uns. Gerade als hochsensibler Mensch passt diese durchgeplante Art zu reisen eh nicht zu uns. Mehr dazu haben wir hier aufgeschrieben:

  • Tipp Wenn Dir wichtig ist, bestimmte Dinge zu erleben oder zu besuchen in Japan, informiere Dich also unbedingt vorher, ob man ein Ticket dafür braucht und buche diese Aktivitäten rund drei Monate im Voraus.

Plastik, soweit das Auge reicht

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In Japan wird alles doppelt und dreifach in Plastik verpackt.
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Japan ist sauber. Aber da es keine Mülleimer gibt, häufen sich auch solche Anblicke.
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Japanischer Müllabfuhr-Plan

Kommen wir zu einer weiteren Downside Japans: Dem Plastikverbrauch. Quasi jede Banane, jeder Keks, jede Weintraube ist einzeln verpackt. Nicht einmal. Nein, zweimal. Und dann an der Supermarkt-Kasse gerne noch ein drittes Mal… Dazu Plastiktüten, Plastiklöffel, Plastikflaschen, Plastikeimer und und und.

Nach vielen Monaten in Südostasien und Indien sind wir ja einiges gewöhnt, aber Japan ist, was das Thema Plastik angeht, nochmal ein ganz anderes Level – und zwar leider kein schönes…

Wir haben jeden Tag einen ganzen Sack voll Müll produziert, obwohl wir wirklich bestmöglich versucht haben, das Ausmaß so gering wie möglich zu halten.

Wobei man dazu auch sagen muss: Die Menge an Hausmüll ist auch deshalb in Japan vergleichsweise höher, weil es im öffentlichen Raum keinerlei Mülleimer gibt. Oft nicht mal vor Convenience Shops, diesen kleinen Supermärkten, in denen man in Japan quasi ALLES bekommt. In Japan ist es üblich, seinen Müll einzupacken, mit nach Hause zu nehmen und dort zu entsorgen.

Tipp: Hab immer eine Mülltüte dabei!

Pack am besten immer eine Plastiktüte in den Rucksack bzw. die Handtasche für den Müll, der im Laufe des Tages unterwegs anfällt.

Vorteile dieser Müll-Politik, die die Verantwortung komplett auf die Endverbraucher legt: Zum einen gibt es ein hohes Bewusstsein für das Thema Müll und zum anderen liegt im öffentlichen Raum wirklich erstaunlich wenig Müll rum.

Japan wird seinem Ruf als sauberes Land durchaus gerecht, was sehr schön ist. Wenn in Sachen Plastikproduktion noch ein Wandel stattfindet, ist alles paletti – so wirkt es aktuell wie eine Farce auf uns.

Übrigens: In Japan wird ähnlich viel Wert auf Mülltrennung gelegt wie in Deutschland.

Masken, Regeln und das Gefühl, ständig etwas falsch zu machen

Wenn wir Japan mit einem Wort beschreiben müssten, dann wäre es vielleicht „maskiert“. Das meinen wir nicht (nur) im wörtlichen Sinne, vor allem im Übertragenen. Noch nie zuvor auf unserer Reise haben wir so viele Menschen gesehen, die so sehr in Rollen zu funktionieren schienen. In Höflichkeit geübt, in Perfektion trainiert, in Selbstkontrolle diszipliniert.

Japan hat uns mit seiner Effizienz, seiner Ordnung, seiner Sauberkeit tief beeindruckt. Doch genauso begleitet hat uns das ständige Gefühl, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein. Überall gibt es Regeln. Manche sichtbar – wie „Nicht essen im Gehen“ oder „Nicht sprechen in der Bahn“. Andere spürbar – wie „Kinder bitte unauffällig“, „Lachen? Lieber nicht“ oder „Bitte kein Augenkontakt“.

Rauchen auf offener Straße ist in Japan verboten – wie vieles andere

Wir sind auf unserer Reise durch viele Kulturen gewandert, aber selten haben wir uns so beobachtet und so wenig willkommen gefühlt – gerade als Familie mit lebensfrohem Kind. Was wir bei all der reibungslosen Oberfläche am meisten vermisst haben: Raum für echtes Sein, für kleine Unperfektheiten, für ehrliche Begegnung.

Kind sein in Japan: Jemand Zeit zum Spielen?

In über einem Monat Japan hatte Lenni nicht ein einziges Kind zum Spielen – nicht mal für fünf Minuten. Kein Lächeln, kein „Hello“, kein neugieriger Blick von anderen Kindern oder Eltern. Das war für uns völlig neu – und irgendwie traurig.

Japan war für uns wie ein riesiges, detailverliebtes Videospiel: faszinierend, durchdacht, visuell überwältigend – aber gleichzeitig emotional unnahbar. Alles funktioniert. Alles glänzt. Aber die Verbindung fehlt. Die Menschen waren höflich, ja. Doch oft so distanziert, dass wir uns wie Zuschauer gefühlt haben, nicht wie Teil des Ganzen.

Japan ist laut und leise zugleich, bunt und diszipliniert, wild und geregelt. Es ist ein Land der Gegensätze – und voller Sehnsucht. Denn so sehr wir versucht haben, tiefer zu blicken: Das Land ließ uns nicht hinein. Vielleicht ist das der Reiz für viele. Für uns war es eher traurig. Wir sind keine Touristen. Wir reisen, weil wir spüren wollen. Und genau das war uns hier nicht möglich – nicht einmal für Lenni, der normalerweise überall problemlos auf der Welt mit anderen Kindern in Kontakt kommt und Freundschaften mit Kindern aus allen Kulturen knüpft. In Japan allerdings scheint es, dass für eine Kindheit, wie wir sie uns wünschen, keine Zeit mehr bleibt. Gibt es Spielplätze in Japan? Ja, definitiv. Nur leider findet man dort meistens keine Kinder. Von einer freien und wilden Kindheit sind japanische Kinder offensichtlich sehr weit entfernt, so unser ernüchternder Eindruck.

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Gibt es Spielplätze in Japan? Ja! Nur leider werden sie kaum genutzt.
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Lenni, wie immer fröhlich hüpfend, im abendlichen Osaka

Unser persönliches Fazit: Japan ist kein Herzensort für uns.

Japan ist sicher, sauber, effizient – aber es hat uns nicht berührt. Für uns war es distanziert, durchgetaktet, innerlich kalt.

Wir suchen auf Reisen echte Verbindung: Orte, an denen Menschen nicht nur sichtbar, sondern spürbar sind. Japan zeigte uns stattdessen unsere eigenen Grenzen – und erinnerte uns daran, was wir wirklich brauchen: Spontanität, Wärme, Blickkontakt, ein Lächeln.

Vielleicht war es die falsche Zeit, der falsche Ort – oder einfach unser Bedürfnis nach echtem Miteinander, das hier keinen Raum fand. Was auch immer es war: Japan war kein Herzensort für uns. Und das ist okay.

Reisen heißt nicht, alles mögen zu müssen – sondern ehrlich hinzusehen: auf Länder und auf sich selbst.

Wir sind dankbar für die Erfahrung. Und dankbar, sie loslassen zu dürfen.

Japan ist unvergleichlich!

Würden wir auf Grund unserer Erfahrungen jemandem abraten, nach Japan zu reisen? Auf keinen Fall! Jeder nimmt Dinge anders wahr. Und als Tourist, der zwei Wochen die Highlights dieses besonderen Landes „mitnimmt“, wirst Du ziemlich sicher eine wundervolle Zeit in Japan haben!

Bei aller Kritik und unserem durchaus negativen Fazit möchten wir zum Abschluss noch mit Dir teilen, was Du in unseren Augen unbedingt in Japan erlebt haben solltest:
  • Du solltest Japan nicht verlassen ohne...
    1) mindestens einen Tempel oder Schrein gesehen zu haben.
    2) einen Onsen besucht zu haben (Achtung: Tattoos meist nicht erlaubt).
    3) eine leckere Ramen gegessen zu haben – am besten bestellt mit einem Automaten.
    4) in einer Arcade Halls gewesen zu sein mit ihren Greifautomaten, Trommelspielen, Tanzmatten & Co.
    5) Bewertungen in GoogleMaps durchstöbert zu haben.

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    Author

    Kathi Wuttke

    Hallo, Welt. Ich bin Kathi. Jahrgang 1991, optimistische Weltverbesserin und Herzblut-Mama eines aufgeweckten Jungen. Mein Herz schlägt außerdem für Yoga, leckeres Essen, tiefe Gespräche und gute Texte – egal, ob lesend oder selbst zu Papier bringend. Ursprünglich komme ich aus Osnabrück im Norden Deutschlands, wo ich Marketing & Kommunikation studiert habe. In 2021 bin ich aufgebrochen in die Welt. Auf unbestimmte Zeit. Mit unbestimmtem Ziel. Seitdem bereisen wir als Familie die Welt und ich darf an diesen Erfahrungen wachsen. Ich lade Dich ein, uns ein Stück auf unserer Reise zu begleiten. Schön, dass Du da bist.

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